Wir, das Team der Blogfamilia, haben neben vielen anderen ein großes Herzensthema: Die Rechte von Kindern. Das ist auch der Grund, warum wir künftig eng mit dem Deutschen Kinderhilfswerk zusammenarbeiten und deren Arbeit unterstützen möchten. Heute stellen wir euch das Deutsche Kinderhilfswerk mal genauer vor. Was ist das eigentlich genau für eine Organisation, für was setzen sich die Mitarbeiter dort ein und welches sind die Ziele ihrer Arbeit? Wir freuen uns außerdem, den Verein bei uns auf der Blogfamilia am 18. Mai 19 begrüßen zu dürfen. Luise Meergans, die beim Deutschen Kinderhilfswerk für Kinderrechte und Bildung zuständig ist, hat uns ein paar Fragen beantwortet.
Das Deutsche Kinderhilfswerk: was steckt dahinter?
Das Deutsche Kinderhilfswerk ist ein gemeinnütziger Verein sowie eine Kinderrechts-, Lobby- und Spenden-Organisation. Gegründet wurde der Verein 1972 in München mit der Ursprungs-Idee, bessere Spielplätze zu schaffen. In den laufenden Jahren hat sich aus diesem Projekt noch viel mehr entwickelt. Nun liegt der Schwerpunkt darauf, Kinder in ihrem Aufwachsen zu unterstützen und sich gegen Kinderarmut und für faire Bildungschancen einzusetzen.
Die Hauptarbeit basiert auf der UN-Kinderrechtskonvention, die seit 1989 existiert und somit in diesem Jahr 30 Jahre alt wird. Deshalb ist dieses Jubiläum auch ein wichtiges Thema für das Deutsche Kinderhilfswerk. Die UN-Kinderrechtskonvention ist ein Übereinkommen über die Rechte des Kindes und damit das wichtigste internationale Menschenrechtsinstrumentarium für Kinder. Sie wurde von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet und bis auf die USA haben alle Mitgliedstaaten der United Nations die Kinderrechtskonvention ratifiziert.
Warum Kinder ihre Rechte kennen müssen
Luise erzählt uns, dass die Kinderrechtskonvention seit 1992 auch in Deutschland gültiges Recht ist, das wisse aber kaum jemand. Nur 16 % der Kinder in Deutschland kennen ihre Rechte, bei Erwachsenen seien es sogar nur 13%. Darum liege das Thema Kinderrrechte und deren Verbreitung dem Deutschen Kinderhilfswerk so sehr am Herzen.
„Die Kinder sind Rechttsträger und nur wer seine Rechte kennt, kann dafür einstehen“, sagt Luise. Und sie fügt hinzu, dass Kinder, die sich im frühen Jugendalter engagierten, und sei es auch nur für ihr eigenes Belangen, den Tischkicker im Jugendclub zum Beispiel, sich auch als Erwachsene später mit höherer Wahrscheinlichkeit auch wieder engagierten.
Kinder müssen lernen, für ihre Rechte zu kämpfen, damit wir unsere demokratische Gesellschaft aufrecht erhalten können. Was natürlich gerade angesichts der aktuellen politischen Entwicklungen immer wichtiger wird, wichtiger noch als vielleicht vor zehn Jahren. (Luise Meergans, Deutsches Kinderhilfswerk)
Kinderrechte ins Grundgesetz!
Das Deutsche Kinderhilfswerk arbeitet auf ganz verschiedenen Ebenen: Einige Mitarbeiter widmeten sich der politischen Kommunikation, das Deutsche Kinderhilfswerk ist daher auch eine Lobby-Organisation. Das Team ist in verschiedenen Ministerien unterwegs, trifft sich mit Entscheidungträgern und versucht, sich in politische Prozesse einzumischen, wo Kinder betroffen sind, erklärt Luise. Ganz wichtig sei dabei die Forderung, die Kinderrechte ins Grundgesetz aufzunehmen. Luise erzählt, dass diese Forderung nun das erste Mal im Koalitionsvertrag verankert ist. „Das ist ein erster Erfolg“, bestätigt sie. Dieses Jahr geht der Prozess los, aber das sei alles nicht so einfach, da es sich um eine Grundgesetzänderung handle und dafür brauche es Mehrheiten im Bundestag und im Bundesrat. Vor allem im Bundesrat ist eine Mehrheiten nicht unbedingt sicher, also versuchen Luise und ihr Team, den Leuten deutlich zu machen, wie wichtig es ist, dass die Kinderrechte ins Grundgesetz mit aufgenommen werden.
Gleichzeitig möchte das Deutsche Kinderhilfswerk auch in der Gesellschaft eine Stimmung schaffen, dass alle viele Menschen dafür zu kämpfen bereit sind, dass Kinderrrechte ins Gesetz reinkommen. Es braucht mehr gesellschaftlichen Druck auf die Politiker, damit das dann auch wirklich klappt, macht Luise deutlich.
Warum Deutschland kein kinderfreundliches Land ist
Klassische Gegenargumente seien aus konservativer Sicht die scheinbare Schwächung des Elternrechts, erklärt Luise. In Artikel 6 des Deutschen Grundgesetzes wird den Eltern die Aufgabe der Kindererziehung zugesprochen. Das sei aber auch der einzige Ort, an dem Kinder überhaupt vorkommen, gibt Luise zu bedenken.
Gegner von uns sehen das Elternrecht geschwächt und haben Angst, dass es dann Angelegenheiten zwischen Kindern und Staat gibt, in denen die Eltern außen vorgelassen sind. Da sagen wir, dass das völliger Blödsinn ist! Erziehung ist natürlich die Aufgabe der Eltern, das steht auch in der UN-Kinderrechtskonvention drin.
Aber es gäbe mit Kinderrechten, die im Grundgesetz verankert seien, bessere Schutzmöglichkeiten für Kinder an Stellen, an denen es dringend notwendig ist, sich dazwischen zu schalten, erklärt Luise. Außerdem eröffneten sich ganz andere Möglichkeiten, was die Beteiligung von Kindern angeht. Es gibt Momente zwischen Staat und Kind, da müssen Eltern nicht als erzieherische Instanz zwischengeschaltet werden, meint sie. Zum Beispiel, wenn Kinder in der Stadtplanung beteiligt werden sollen, wenn eine neue Straße oder Schule geplant wird. Bisher wird meist nicht geguckt, ob die neuen Pläne überhaupt kinderfreundlich sind und zwar wirklich im Sinne der Kinder. Dann sei das Belangen der Eltern zweitrangig, Kinder aber brauchten hier eine bessere rechtliche Stellung.
Ein gutes Land für Kinder
Es geht auch um den gesellschaftlichen Willen: In welcher Gesellschaft wollen wir leben? Kinder kommen mit verankerten Kinderrechten im Grundgesetz vor unserem obersten Gesetz endlich auch in eine Subjektstellung hinein und das muss eine kinderfreundliche Gesellschaft doch wollen? Denn die haben wir auch dringend nötig. Kinder sind nunmal da und das reicht schon, um für ihre Rechte zu streiten. Sie gehören dazu und dann müssen wir sie als das behandeln, was sie jetzt sind.
Luise attestiert Deutschland keine große Kinderfreundlichkeit. Es gibt hier eine Menge Umsetzungsdefizite, vor allem was die Chancengleichheit angeht, gibt sie zu bedenken. Jedes 5. Kind sei in Deutschland von Armut betroffen und habe nicht die gleichen Chancen, vor allem was Bildung betrifft. Dass Beteiligungsrechte für Kinder nicht umgesetzt werden, wie es die UN-Kinderrechtskonvention fordert, sei auch schlecht. Im Übrigen gäbe es auch digitale Kinderrechte:
Kinder haben ein Recht auf altersgerechten Medienzugang wie gewisse Fernseh- oder und Radiosendungen, wir müssen also ein kindersicheres Internet zur Verfügung stellen.
Wir vom Blogfamilia-Team sind froh, dass wir gemeinsam mit dem Deutschen Kinderhilfswerk arbeiten und uns für Kinder einsetzen können, denn wir unterstützen all diese Forderungen sehr. Künftig wollen wir mit euch auf der Blogfamilia über all diese Themen diskutieren und immer wieder auf dem Blog berichten. Es wird außerdem eine Blogparade zu Themen wie „Kinder und ihr Recht auf kindgerechtes Internet“ sowie „Kinder und das Recht auf ihre eigenen Daten“ geben. Wir sind gespannt, was ihr dazu zu erzählen habt.
Übrigens gibt es noch Karten für die Blogfamiliär am 23. Februar in Stuttgart. Hier könnt ihr sie bestellen. Auch dort dreht sich alles um Familien und die digitalen Medien.
Euer Team der Blogfamila
Kommentare ( 2)
Annegretsagt
04/03/2020beim7:27 amDanke, dass ihr aufklärt. In so einer emotionalen Debatte, in der viel angstschürende Meinung unterwegs ist, ist dies besonders wichtig.