Wir freuen uns sehr, verkünden zu dürfen, dass auch Patricia Cammarata – in der Branche eher bekannt als Das Nuf – künftig zum Digital-ExpertInnenteam rund um unsere Veranstaltungsreihe Blogfamiliär gehören wird.
In Hamburg am 14.6. (Tickets gibt´s hier) wird sie zum ersten Mal dabei sein, diesmal noch im Publikum, wenn Facebook, Telekom und das Gewünschteste Wunschkind aller Zeiten über die digitalen Herausforderungen im Kinderzimmer sprechen. Demnächst wird sie dann aber auch als Teil des Teams mit auf der Bühne stehen und Vorträge halten. Hier vorab schon einmal unser 3-Fragen-Interview.
Liebe Frau Cammarata, es gibt viele ExpertInnen, die den kindlichen Umgang mit Medien sehr kritisch beäugen. Was entgegnen Sie diesen?
Cammarata: Gegen kritisch beäugen ist erstmal nichts zu sagen. Allerdings bietet das Internet nicht nur Herausforderungen oder Gefahren sondern auch viele Chancen. Über die muss auch gesprochen werden. Denn bei der Medienerziehung geht es am Ende nicht nur um den richtigen Umgang mit digitalen Medien sondern im größeren Rahmen auch um digitale Mündigkeit. Hält man Kinder und Jugendliche von digitalen Medien fern, tut man weder sich noch den Kindern einen Gefallen. Ich würde sogar soweit gehen und sagen: Man raubt ihnen ein Stück Zukunft.
Sie selbst beschäftigen sich gerade viel mit der digitalen Kindheit, nicht nur in Ihrem Blog dasnuf, sondern Sie schreiben sogar an einem Buch zum Thema. Woher nehmen Sie Ihr Fachwissen?
Gute Frage, da ich keine Medienpädagogin bin. Aber die Antwort ist ganz einfach: Man muss eine Software nicht entwickelt oder Informatik studiert haben, um ihren Gebrauch schulen zu können. Es reicht wenn man sie so viel benutzt, dass man sich mit allen gängigen Themen auskennt. Power-User nennt man solche Menschen wenn es um Software geht. Power-User in Sachen digitale Medien bin ich auch. Ich bin seit Ende der 1990er Jahre im Internet unterwegs, blogge seit 2004 und schreibe seit einigen Jahren in Kooperation mit der Initiative SCHAU HIN! über Kinder und digitale Medien. Das Internet ist mein Zuhause. Ich habe außerdem Psychologie studiert und schon 1999 meine Diplomarbeit zum Thema Internet geschrieben und mehr als ein Jahrzehnt im IT-Bereich als Projektmanagerin gearbeitet. Nicht zu vergessen: Meine Kinder fordern mich in diesem Bereich regelmäßig heraus. Ohne sie wüßte ich z.B. nicht was ein Snapstreak* ist.
Auf unserer lokalen Veranstaltung blogfamiliär werden Sie künftig unter anderem auch über die Chancen der digitalen Bildung sprechen. Wo sehen Sie diese vor allem?
Cammarata: Auf der Hand lag für mich schon lange, dass Kinder und Jugendliche fit sein müssen, um eine zunehmend digitalisierte Welt zu verstehen. Wir müssen sie zu kundigen Mitgestaltern machen und dürfen sie nicht als passive Konsumenten verkümmern lassen.Je mehr ich mich aber mit dem Thema befasst habe, desto klarer wurde mir: Wer schafft, mit den eigenen Kindern gemeinsam die digitale Welt zu erkunden, wer schafft, an der Welt der Kinder dran zu bleiben, der investiert in eine gute Eltern-Kind-Bindung. Jedes wertschätzende Gespräch über Julien Bam, Rezo, über TikTok, Instagram-Challenges oder Fortnite bringt Eltern und Kinder zusammen. Was kann es schöneres geben, als gemeinsam zu lernen, zu experimentieren und zu lachen? Deswegen sehe ich digitale Bildung als großartige Chance an die Welt der Kinder und Jugendlichen anzuknüpfen.
_______________*Auf Snapchat kann man sich Bilder (Snaps) hin- und herschicken. Macht man das an drei Tagen hintereinander, erscheint eine Flamme. Neben der Flamme ist zusätzlich eine Zahl für die Anzahl der Tage an denen man sich mindestens ein Bild geschickt hat, zu sehen. Die Flamme samt Zahl soll also die Intensität der Verbundenheit visualisieren. Dieser Mechanismus übt auf Kinder einen gewissen Druck aus die App mindestens einmal am Tag zu öffnen, um sich Bilder zu schicken. Denn wenn sie aufhören sich regelmäßig Bilder zu schicken, erlischt die Flamme.